Die Verdauung beginnt in der Maulhöhle, wo die Nahrungsbestandteile durch das sehr gründliche Kauen mechanisch zerkleinert und eingespeichelt werden. Hier findet bereits der erste enzymatische Aufschluss durch das stärkespaltende Enzym "Amylase" statt, welches in den Drüsen der Mundschleimhaut gebildet wird.
Danach gelangt der Speisebrei in den ca. 18 Liter umfassenden Pferdemagen. Der enzymatische Aufschluss findet hier durch das proteinspaltende Enzym "Pepsin" sowie das fettspaltende Enzym "Lipase" statt, welche von Drüsen der Magenschleimhaut gebildet werden. Im Magen herrscht ein saures Milieu vor.
Dann schließt der Dünndarm mit einer Länge von etwa 20 Metern an. Der enzymatische Aufschluss findet hier durch diverse Enzyme statt, welche von der Magenschleimhaut, Galle sowie Pankreas gebildet werden. Die Endprodukte der gespaltenen Nahrungsbestandteile (z.B. Aminosäuren, Fettsäuren, Glucose, Vitamine) werden durch die Darmwand absorbiert und gelangen so in die Blutbahn, um dem Organismus zur Verfügung zu stehen. Die Rohfaser passiert zum größten Teil unverdaut den Dünndarm und gelangt in den Dickdarm.
Der Speisebrei gelangt nun in den Blinddarm und Dickdarm, welche zusammen eine Länge von etwa acht Metern haben, mit aber einem doppelt so großem Volumen wie der Dünndarm. Dieser Teil des Verdauungstraktes des Pferdes ist der empfindlichste Teil. Im Blinddarm sowie Dickdarm wirken keine Enzyme, sondern diese sind eine riesige Gärkammer, welche auf den mikrobiellen Abbau von hauptsächlich der Rohfaser spezialisiert ist. Die Stoffwechselprodukte des Abbaus sind flüchtige Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure), welche im Enddarm absorbiert werden. Hierdurch deckt das Pferd einen großen Teil seines Energiebedarfs. Auch die bisher unverdauten Feinpartikel werden hier zum Teil von den Mikroorganismen abgebaut. Deren Abbauprodukte sind zum Beispiel Harnstoff oder Vitamine der B-Gruppe.
Als Nährstoffe werden verschiedene organische und anorganische Stoffe bezeichnet, die von Lebewesen zu deren Lebenserhaltung aufgenommen und im Stoffwechsel verarbeitet werden. Die verschiedenen Nährstoffgruppen sind:
Rohasche (u.a. Mineralstoffe): Aufbau und Erhalt des Körpers, Regelung von Stoffwechselabläufen
Rohprotein: liefert essentielle Aminosäuren (Baustoff für Enzyme und Strukturproteine wie in Muskeln), Antikörper, Transportproteine usw.
Rohfett: Energielieferant, liefert essentielle Fettsäuren, Baustoff für Hormone, Träger der fettlöslichen Vitamine usw.
Rohfaser (u.a. Zellulose): notwendig für die Verdauung, beugt Darmerkrankungen vor
Stickstofffreie Extraktstoffe (u.a. Stärke und Zucker): Energielieferant, Aufrechterhaltung der Körpertemperatur
Alle Angaben der Inhaltsstoffe beziehen sich auf die Trockenmasse.
Weizen: 12%-14% Rohprotein, 1,5%-2,3% Rohfett, 2%-3% Rohfaser, 58%-65% Stärke, praxisüblich max. 30% Einsatzrate
Gerste: 10%-13% Rohprotein, 2,5%-3,5% Rohfett, 4%-6% Rohfaser, 51%-55% Stärke, 14,6 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 40% Einsatzrate
Hafer: 11%-12% Rohprotein, 4,5%-5,5% Rohfett, 10%-12% Rohfaser, 40%-45% Stärke, 13,1 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 80% Einsatzrate
Mais: 7,5%-10,5% Rohprotein, 3,8%-4,5% Rohfett, 2,5%-3,5% Rohfaser, 61%-69% Stärke, praxisüblich max. 40% Einsatzrate
Weizenkleie: 14%-17% Rohprotein, 3,5%-5% Rohfett, 9%-12% Rohfaser, 18%-20% Stärke, praxisüblich max. 30% Einsatzrate (günstige diätische Eigenschaften)
Zuckerrübenmelasse: 10%-14% Rohprotein, 0,2% Rohfett, 0%-0,5% Rohfaser, 0% Stärke, 13,6 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 6% Einsatzrate
Luzerne: 14%-18% Rohprotein, 2,5%-3,5% Rohfett, 25%-30% Rohfaser, 0,5%-2% Stärke, 9,8 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 40% Einsatzrate
Leinkuchen: 35%-39% Rohprotein, 5,5%-6,5% Rohfett, 10%-11,5% Rohfaser, 0% Stärke, 12,8 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 10% Einsatzrate
Öl: 0% Rohprotein, 98%-99% Rohfett, 0% Rohfaser, 0% Stärke, 37,4 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 10% Einsatzrate
Bierhefe: 51%-53% Rohprotein, 2%-2,5% Rohfett, 2%-3% Rohfaser, 0% Stärke, 15,8 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 3% Einsatzrate
Biertreber: 25%-25,5% Rohprotein, 8%-8,5% Rohfett, 17%-18% Rohfaser, 4,5%-5% Stärke, 13,3 MJ ME (Pferd), praxisüblich max. 3% Einsatzrate
Wie viel Kraftfutter für Ihr Pferd die richtige Menge ist, kommt vor allem auf seinen Energiebedarf für Leistung, sein Alter und Körperbau an. Es gibt verschiedene Internetseiten, auf denen Formeln hinterlegt sind, wie Sie die genaue Futtermenge für Ihr Pferd berechnen können, zum Beispiel die Seite der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Außerdem können Sie hier auch noch viele weitere Informationen zur Pferdefütterung finden.